Verstopfung (Obstipation) bei Kindern
Es gibt keine Norm, wie oft ein Kind Stuhlgang haben sollte, entscheidend ist, dass das Kind bei seiner Stuhlhäufigkeit keine Beschwerden hat. Die Stuhlentleerung kann bei Kindern durchaus sowohl dreimal am Tag als auch dreimal pro Woche erfolgen. Typische Zeichen einer Verstopfung wäre eine Stuhlfrequenz von weniger als dreimal pro Woche oder wenn der Stuhl sehr hart und schmerzhaft ist.
Bei voll gestillten Säuglingen kann die Häufigkeit des Stuhlgangs normalerweise von mehrmals pro Tag bis zu einmal in der Woche schwanken, auch noch längere Intervalle (bis maximal 14 Tage) sind möglich, die Babys haben aber üblicherweise einen weichen Stuhl. Wenn keine sonstigen Beschwerden vorliegen, ist das kein Grund zur Sorge.
Säuglinge unter sechs Monaten strengen sich normalerweise oft bei der Stuhlentleerung an, ziehen die Beine an, stöhnen und bekommen ein rotes Gesicht, weinen aber nicht. Dieses Verhalten weist vor allem lediglich darauf hin, dass eine Stuhlentleerung im Liegen schwierig sein kann. Muttermilchstuhl kann sehr flüssig sein. Solange der Stuhl gut riecht und nicht so fest ist, dass Ihr Baby ihn nur mit Mühe absetzen kann, ist mit großer Wahrscheinlichkeit alles in Ordnung.
Bei Kleinkindern und Schulkindern versteht man unter einer Verstopfung eine seltene oder schwierige Stuhlentleerung. Probleme mit dem Stuhlgang entstehen oft, wenn die Stuhlpassage als unangenehm oder schmerzhaft empfunden wird und das Kind dem Stuhldrang mit Stuhlverhalten entgegenwirkt. Harter Stuhl ohne Beschwerden ist aber noch nicht als Verstopfung anzusehen, sehr wohl kann aber ein Kind, das regelmäßig kleine Stuhlportionen entleert, eine Verstopfung haben, wenn die ausgeschiedene Stuhlmenge kleiner als die Stuhlproduktion des Darms ist. Kein Grund zur Sorge besteht, wenn die Verstopfung nicht länger als drei Tage dauert, das Kind kein Blut im Stuhl hat und beim Stuhlgang keine Schmerzen verspürt.
Verstopfung kann vielfältige Ursachen haben und sollte deshalb durch eine ärztliche Untersuchung abgeklärt werden. Oft liegt der Grund in einer falschen Ernährung, auch viel Trinken ist wichtig für eine gute Verdauung. Manchmal führt eine Nahrungsumstellung bei Säuglingen zeitweilig zu einer Verstopfung.
Verstopfung kann auch Folge einer schmerzhaften Darmentleerung sein, wodurch das Kind Angst vor dem Stuhlgang entwickelt und den Stuhl zurückhält. Dadurch wird der Stuhl ins kleine Becken zurückgezogen, wo er keinen Reiz mehr hervorruft und sich zu einer harten Masse eindicken kann, die dann umso größere Schmerzen verursacht bzw. die Angst noch mehr steigert. Hierdurch befindet man sich in einem wahren Teufelskreis.
In seltenen Fällen können auch Erkrankungen des Darmes eine Verstopfung bewirken, beispielsweise eine Funktionsstörung der Nerven durch angeborene Defekte wie z.B. beim Morbus Hirschsprung (Fehlen von Ganglienzellen). Angeborene Defekte sind selten die Ursache, wenn Kinder in den ersten Lebensjahren eine normale Darmentleerung hatten. Verschiedene Fehlbildungen (z.B. nach vorne verlagerter Anus oder Darmverengungen nach operativen Eingriffen oder bei Morbus Crohn) können ebenso zur Obstipation führen.
Auch andere Erkrankungen können eine Verstopfung verursachen. Dazu gehören beispielsweise ein chronischer Flüssigkeitsmangel, längere Bettlägerigkeit, eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose), Rückenmarkläsionen (z.B. Spina bifida) oder autonome Neuropathien (z.B. bei Diabetes mellitus).
Manche Medikamente können Verstopfung als Nebenwirkung verursachen, vor allem bestimmte Narkotika, Antidepressiva, Antikonvulsiva, Anticholinergika und Antazida.
Sehr häufig steht die Verstopfung im Zusammenhang mit dem Sauberwerden des Kleinkindes.
Auch äußere Störfaktoren spielen eine Rolle. Eine Irritation der Entwicklung beim Sauberwerden wie eine Änderung in der Umgebung oder der familiären Situation können sich auswirken.
Schmerzhafte oder unangenehme Erlebnisse in Zusammenhang mit der Darmentleerung, besonders bei Kindern im Alter zwischen ein und vier Jahren – wenn die Kontrolle über die Schließmuskel erlernt wird –, spielen eine Rolle. Die Kinder vermeiden weitere derartige Erlebnisse und halten den Stuhl zurück. Allgemeine Konflikte rund ums Sauberwerden , auch Machtkämpfe auf dieser Ebene sind häufige Ursache, wo die Kinder den Stuhl zurückhalten, wodurch sich auf Dauer eine Verstopfung ergibt. Unabhängig von der auslösenden Ursache setzt sich eine einmal entstandene Verstopfung oft von selbst weiter fort.
Die Symptome sind vielfältig: Bauchschmerzen, meist wiederkehrend und kurz anhaltend, großer Bauch, unwillkürlicher Stuhlabgang, perianale Entzündungen, Einrisse des Schließmuskels, Entzündungen im Enddarmbereich, Schmerzen beim Stuhlgang, Blutauflagerungen auf dem Stuhl, oft großkalibriger Stuhl, meist hart. Die Stuhlfrequenz kann, muss aber nicht vermindert sein. Die Kinder verspüren einen mangelnden Drang zum Stuhlgang. Außerdem treten Bauchschmerzen auf. Es kann auch zum Einnässen kommen. Das ist vielen Kindern so unangenehm, dass sich psychische Probleme entwickeln können.
Organische Ursachen sollten immer ausgeschlossen werden, wobei die genaue Krankheitsgeschichte (Anamnese) und eine kinderärztliche Untersuchung meist ausreichend sind. Üblicherweise werden keine weiteren Untersuchungen empfohlen, nur bei klinischen Hinweisen und wenn sich die Symptome unter konsequenter Therapie nach sechs Monaten nicht bessern, ist eine weiterführende Diagnostik zu erwägen.
Bei Verdacht auf eine organische Ursache werden Röntgenuntersuchungen (Abdomen-Leer-Aufnahme, Kontrastmittel-Untersuchungen) empfohlen. Wenn der Verdacht auf eine Störung der Nervenversorgung besteht, wird eine Gewebeprobe des Enddarmes entnommen (Rektumschleimhaut-Biopsie) und untersucht (Neurohistologie und Azetylcholinesterase). Bei Verdacht auf Hormon- oder Elektrolytstörungen ist eine Blutabnahme notwendig (Serum-Elektrolyte, Schilddrüsenparameter, Vitamin-D-Spiegel).
Erwähnt werden sollen auch die selten notwendige Druckmessung des Enddarmes (anorektale Manometrie) und die Ultraschalluntersuchung des Bauches, die beim Krankheitsbild der Verstopfung vor allem bei Verdacht auf begleitende Fehlbildungen, besonders der Nieren und ableitenden Harnwege, notwendig ist, aber auch Aufschluss über die Wiete des Enddarms geben kann.
Steht die Verstopfung im Zusammenhang mit dem Stuhlzurückhalten des Kindes ist eine Erziehungsberatung bzw. eine kinderpsychologische Diagnostik anzuraten.
Wenn die Verstopfung schon länger besteht, kann der Arzt mit einem Einlauf eine Entleerung des Enddarmes und damit eine Schmerzbefreiung herbeiführen. Allerdings sollte dies nicht das erste Mittel der Wahl darstellen, sondern zunächst über die stuhlabführende Medikation versucht werden, den Stuhl zu regulieren. Keineswegs sollen Einläufe öfter gegeben werden, da damit die Problematik verschlechtert und verstärkt werden kann!
Entscheidend ist die Beseitigung der Ursachen. Ballaststoffreiche Kost mit ausreichend Flüssigkeit, ein schonendes Toilettentraining bei Kindern über zweieinhalb bis drei Jahren und die Möglichkeit einer schmerzlosen Stuhlentleerung für das Kind stehen im Vordergrund.
Wenn ein Baby Schwierigkeiten hat, Stuhl zu produzieren, kann man Milchzucker verwenden. Milchzucker fördert das Wachstum von Lactobazillus bifidus im Darm, der die Stuhlkonsistenz lockert. Lactulose ist auch in der Dauertherapie völlig unschädlich.
Bei größeren Kindern hat Feigensirup eine den Darm anregende Wirkung. Auch andere Substanzen, die den Stuhl weich machen, wie z.B. Macrogol (Movicol), können mit sehr gutem Erfolg verwendet werden. Auch dieses Präparat bindet Wasser im Darm, hat aber den Vorteil einer weitgehenden Geschmacksfreiheit. Wichtig ist es, die Therapie ausreichend lange und konsequent durchzuführen, bis das Kind sich an eine schmerzfreie Darmentleerung gewöhnt hat.
Unterstützend kann eine schmerzlindernde Salbe (z.B. Xylocain) vor der Stuhlentleerung aufgetragen werden.
Bei älteren Kindern steht die Ernährung im Vordergrund: Die Nahrung sollte vielseitig, abwechslungsreich und ballaststoffreich sein, auch viel trinken und reichliche Bewegung sind wichtig. Abführmittel (Laxanzien) sind bei Kindern so gut wie nie erforderlich. Kinder, die eine psychische Problematik entwickelt haben, sollten eine psychotherapeutische Begleittherapie erhalten. Die ballaststoffreiche Ernährung sollte man generell auch nach Symptomauflösung beibehalten.
Chirurgische Therapiemaßnahmen sind bei Ursachen wie Morbus Hirschsprung, anorektaler Fehlbildung oder Darmverengungen notwendig, aber somit die seltene Ausnahme. Sind psychische Ursachen für die Verstopfung aufgrund des Stuhlzurückhaltens im Vordergrund, bedarf es einer Erziehungsberatung und gegebenenfalls auch einer Kinderpsychotherapie.
Häufige Ursache für eine Verstopfung ist die falsche Ernährung, vor allem der Mangel an Ballaststoffen. Ballaststoffe sind pflanzliche Nahrungsbestandteile, die unverdaut in den Dickdarm gelangen. Da sie Wasser binden und aufquellen, lockern sie den Stuhl und regen die Darmtätigkeit an. Faserreiche Kost ist auch meist vitaminreicher, zucker- und fettärmer und enthält mehr pflanzliche als tierische Nahrungsmittel. Leinsamenbrot ist nicht ausreichend, da die darin enthaltenen Körner gebrannt sind, auch geschroteter Leinsamen hat keine Wirkung, weil Leinsamen nur so lange quillt, wie die Faserkapsel intakt ist.
Zu empfehlen sind mehrere Mahlzeiten über den Tag verteilt, reichlich kalorienarme Flüssigkeit, vermehrte körperliche Bewegung und Stuhltraining (regelmäßig und ohne Eile und Hektik).
Zu bevorzugen sind:
- reichlich Vollkornprodukte, Grahamweckerl, Naturreis, Vollkornteigwaren, Kartoffeln,
- eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Wasser),
- viel Obst, vor allem Zwetschken, Birnen, Äpfel, Melone, Aprikose, Feige, Dörrobst,
- viel Gemüse, Salate, Rohkost, Müsli, Nüsse.
Ungünstig sind:
- Weißbrot, Semmel, Zwieback, Striezel, Kipferl, weißer Reis, Teigwaren, Knabbergebäck, Bananen, Pudding, Cremespeisen, Kuchen, Schokolade, Toastbrot,
- Milch- und Milchprodukte,
- Schokolade und Süßigkeiten.
Gehen sie maßvoll mit Süßigkeiten um, aber bedenken Sie, dass das plötzliche Nichterhalten von Süßigkeiten für viele Kinder wie eine Bestrafung erlebt wird. Müsliriegel, Rohkostschnitten etc. können ein guter Ersatz sein. Verwenden Sie keine Abführmittel oder Einläufe ohne ärztliche Verordnung!
Die Ernährung spielt im Langzeitverlauf die wichtigste Rolle zur Vorbeugung von Rückfällen. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung mit vielen Ballaststoffen! Aber achten sie auch darauf, dass Sie sich nicht mit Ihrem Kind hinsichtlich gesunder Ernährung in einen Machtkonflikt verstricken.
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