Stillen
„Stillen verbessert das Überleben, die Gesundheit und die Entwicklung aller Kinder“ (The Lancet 2016)
- Positive Auswirkung auf Mutter-Kind-Beziehung (Bonding)
- Schnellere Rückbildung der Gebärmutter
- Weniger Blutungen und Depressionen
- Reduziertes Risiko für Diabetes, Adipositas, Osteoporose und Brustkrebs, Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs
- Ersparnis beim Stillen etwa 100€ pro Monat
- Muttermilch (MM) ist immer verfügbar, gebrauchsfertig und richtig temperiert
- Umweltfreundlich
- Schutz vor Krankheiten: Antikörper in Muttermilch
- Reduziertes Risiko für Erkrankungen des Magen-Darmtrakts, Infektionen der oberen Atemwege, Mittelohrentzündungen, Übergewicht, Zahnfehlstellungen und Asthma (im Kleinkindalter)
- Positive Langzeiteffekte bis ins Erwachsenenalter (Übergewicht und Diabetes Typ II)
- Allergieprävention
- Senkt Risiko von SIDS (plötzlicher Kindstod)
Nach der Geburt, wenn Sie Ihr Baby anlegen, erhält es eine gelbe, dickflüssige Muttermilch, das Kolostrum (Vormilch). Es enthält im Vergleich zur reifen Muttermilch mehr Proteine und Mineralien, weniger Fett, jedoch mehr fettlösliche Vitamine und IgA. Das IgA kleidet die Darmwand aus und schützt so, gemeinsam mit anderen Immunfaktoren, Ihr Neugeborenes.
Wenn Sie in den ersten Tagen Ihr Baby öfters anlegen, umso schneller bildet sich die so genannte Übergangsmilch. Die Übergangsmilch entsteht während des 7. bis 14. Lebenstages Ihres Babys. In dieser Zeit ändert sich auch schon die Zusammensetzung der Muttermilch zum ersten Mal. Der Gehalt an Proteinen und der Immunglobulinen sinkt, der Fett- und der Milchzuckergehalt (Laktose) in der Muttermilch steigt an.
Die reife Muttermilch (so genannte Frauenmilch) wird im Anschluss gebildet. Der Hauptbestandteil dieser Muttermilch ist Wasser. Zu Beginn der Stillmahlzeit ist die Muttermilch durstlöschend, der nachfolgende Anteil ist kalorienhaltig und sättigend. Ihr Baby sollte also so lange an einer Brustseite trinken, bis es ausreichend Kalorien zu sich genommen hat. Trinkt es nur kurz, dann ist der Hunger auch noch nicht gestillt. Während eines heißen Sommertages wird es öfter für kurze Zeit bei Ihnen trinken, um den Durst zu stillen. Sie brauchen dann keine zusätzliche Flüssigkeit (Tee oder Wasser) zu geben. Die Muttermilch für Frühgeborene enthält mehr Eiweiß als die Muttermilch von voll ausgetragenen Säuglingen. In der Zeit des eigentlichen Geburtstermins passt sich der Eiweißgehalt des Frühgeborenen der „reifen Muttermilch“ an.
- Frühes Anlegen direkt nach Geburt
- Die Nachfrage reguliert das Angebot (je mehr gesaugt wird, desto mehr Milch)
- Häufig anlegen (anfangs 8-12-mal pro Tag)
- Lange trinken lassen - jede Trinkdauer ist OK
- Beide Brüste anbieten bei jeder Stillmahlzeit (Ausnahmen z.B.: wenn das Kind nach einer Brust satt und zufrieden aussieht; beim schläfrigen Kind ist ein häufiger Seitenwechsel beim Stillen empfohlen)
- Auf korrektes Anlegen achten (bei den ersten Hungerzeichen anlegen, machen Sie es sich bequem, halten Sie Ihr Baby auf Höhe der Brustwarze (Nase Ihres Babys sollte zur Brustwarze schauen), warten Sie, bis Ihr Baby den Mund ganz weit öffnet, Brustwarze soll tief in den Mund genommen werden, Nase und Kinn berühren Ihre Brust, achten Sie auf Schluckzeichen)
- Künstliche Sauger in den ersten 8 Wochen vermeiden
- Viel Kontakt haben (Bonding, Non- nutritives Saugen, gegenseitige Nähe und Sicherheit geben)
- Hilfreiches von Ammenmärchen unterscheiden (keine Hinweise für Tees oder andere Nahrungsmittel b. d. Milchproduktion helfen, Milchmenge wird durch das Trinkverhalten Ihres Babys und durch hormonelle Prozesse geregelt)
- Besondere Situationen (an Stillberatung wenden)
(siehe für Details: www.lalecheliga.at)
- Immer Rücksprache mit Arzt halten
- Es gibt fast immer „still-freundliche“ Medikamente
- Selten Abstillen notwendig
- Arzt, auch unaufgefordert, darüber informieren, dass sie stillen und auch weiterhin stillen möchten
- Literaturempfehlung: „Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit“
- Weitere Infos auch auf www.embryotox.de
American Academy of Pediatrics sagt:“ Von seltenen Ausnahmen abgesehen, stellt die mütterliche Immunisierung kein Problem für den stillenden Säugling dar. (...)“
Fragen Sie im Zweifelsfall immer ihren Arzt!
Nutritives Saugen: Kind hat Durst, trinkt Muttermilch
Non- Nutritives Saugen: Kind nuckelt nur, kein Trinken, sucht Nähe/Beruhigung
Immer auf Schluckbewegung achten!
- Schnelle Augenbewegungen, auch im Halbschlaf
- Stirnrunzeln
- Hin- und Herdrehen des Köpfchens
- Lecken an den Lippen,
- Saugbewegungen und -geräusche
- Etwas herausgestreckte Zunge
- Hand ist am oder im Mund
- Weinen ist ein spätes Hungerzeichen, wodurch das Anlegen viel schwieriger ist.
- direkt nach der Geburt schon möglich
- stärkt die Mutter-Kind-Beziehung
- Kind weiß selbst wann es was und wie viel es braucht
Wie funktioniert das jetzt?
- Ziehen Sie Ihren Säugling bis auf die Windel aus und machen sie ihren Oberkörper frei
- Nehmen Sie eine angenehme Position ein
- Legen Sie Ihren Säugling zwischen Ihren Brüsten ab, Kopf sollte Oberhalb der Brüste auf Schlüsselbeinhöhe sein
- Geben Sie Ihrem Säugling Halt mit einer oder zwei Händen auf seinem Gesäß, Oberkörper muss sich bewegen können
- Nun einfach beobachten was Ihr Säugling macht, er wird sich selbst in Richtung Brust/Mamilla „Schaukeln“ bzw. „Robben“
Nehmen Sie sich dafür viel Zeit und Ruhe! Es wird Ihnen beiden guttun!
Einige gute Richtlinien hierzu sind folgende:
- Das Baby nässt täglich sechs bis acht Windeln gut durch.
- Das Baby nimmt gut zu.
- Das Baby trinkt in zwei- bis dreistündigen Intervallen oder mehr.
- Das Baby sieht gut aus, hat eine gesunde Farbe und ist kräftig.
- Die Milchproduktion hat nichts mit der Größe der Brüste zu tun, da sowohl kleine als auch große Brüste so gut wie gleich viele Milchdrüsen enthalten. Es ist die Menge des Fettgewebes, die den Größenunterschied ausmacht.
Es herrscht eine gewisse Verunsicherung darüber, in welchem Ausmaß Schadstoffe aus der Umwelt über die Ernährung der Mutter in die Muttermilch gelangen. Muttermilch ist „trotz einer gewissen vorhandenen Schadstoffbelastung“ noch immer die beste Ernährung eines Säuglings. Viele wichtige Bestandteile der Muttermilch sind künstlich nicht herstellbar. Dennoch ist sicherlich eine Belastung gegeben, durch Umweltschadstoffe ebenso wie durch Genussmittel (Kaffee oder Rauchen der Mutter).
Versuchen Sie, sich vollwertig zu ernähren und während der Stillzeit möglichst nicht zu rauchen sowie übermäßigen Genuss von Alkohol oder Koffein zu vermeiden. Es besteht für stillende Frauen die Möglichkeit, ihre Muttermilch auf mögliche Schadstoffe hin untersuchen zu lassen. Auskünfte hierzu erteilt in Österreich der Milchwirtschaftsfonds.
Warum zufüttern?
- Mangelnde Gesichtszunahme
Was tun, wenn das Stillen gerade nicht möglich ist?
- Flasche mit „brustähnlichem“ Sauger
- Immer Pre- Nahrung (geht in jedem Alter)
„Ich möchte aber auch weiterstillen können. Was kann ich tun?“:
- weiter häufig Anlegen, beide Brüste anbieten (mind.8-mal in 24h)
- Zwischendurch abpumpen; MM kann bei Raumtemperatur (6-8h haltbar), im Kühlschrank (72h haltbar) und Gefrierfach (6 Monate haltbar) gelagert werden.
- Zufüttern zuerst mit eigener MM und dann erst mit Pre-Nahrung
- „Brustähnliche“ Sauger verwenden
- Schnuller nur wie Medizin anbieten, damit keine Saugverwirrung entsteht
Milchpumpe, wo kann ich mir eine leihen und wie soll ich die Milch dann aufwärmen?
WO? Mit oder Ohne Verordnungsschein (bekommen Sie von ihrem Gynäkologen) zur Miete z.B.: bei Bständig oder Ortoproban
Wie wärme ich die abgepumpte MM dann auf?
- Milch schonend aufwärmen am besten im Wasserbad
- Nährstoffe gehen durch das schonende, langsame Aufwärmen nicht verloren
- Einen Flaschenwärmer muss man nicht extra besorgen
- Fliegergriff (Zeigen wir Ihnen gerne in der Ordination)
- Bauchmassage (im Uhrzeigersinn, verkehrtes „U“, mit etwas Druck)
- Hüften kreisen oder „Radl fahren“
- pflanzenbasierte Arzneimittel (Kümmelzäpfchen, SAB-Simplex Tropfen, Antiflat Tropfen)
- beim Stillen auf korrektes Anlegen achten
- bei Flaschenernährung - Sauger vollkommen mit Milch füllen
Nicht verzweifeln! Es wird besser!
- Empfohlen wird: Vollstillen für ca. 5 Monate und anschließendes Weiterstillen unter gleichzeitiger Einführung geeigneter Beikost
- Abstillen ist ein Prozess, der sich über mehrere Monate ziehen kann (mit Phasen von weniger und Phasen von mehr stillen)
- Nicht vergessen: Stillen ist mehr als Nahrung!
Arten des Abstillens:
- Langsames Abstillen (natürliches oder vom Kind gesteuertes Abstillen)
- Rasches Abstillen (selten medizinisch notwendig): physiologisches Abstillen (fehlende Entleerung = weniger Produktion)
- medikamentöses Abstillen (sehr umstritten - Cave: Nebenwirkungen, Prolaktinhemmer zeigen kaum noch Wirkung)
Alle Kinder werden groß, stillen sich ab und schlafen irgendwann allein!
Wenn Sie noch weitere Fragen oder Tipps rund um das Thema Stillen brauchen, kontaktieren Sie doch einfach unsere Stillberatung (Für unsere Patienten kostenfrei).
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