Fieberkrämpfe
Fieberkrämpfe gehören zur Gruppe der sogenannten „Gelegenheitskrämpfe“. Sie werden durch bestimmte Situationen ausgelöst, bei Kindern am häufigsten durch hohes Fieber. Fieberkrämpfe sind daher Anfälle des Säuglings- und Kleinkindesalters, die durch plötzlichen und schnellen Fieberanstieg ausgelöst werden. Alle Kinder können Fieberkrämpfe bekommen, aber nur bei wenigen treten solche dann wirklich auf.
Als begünstigende Faktoren kommen Lebensalter (Häufigkeitsgipfel zwischen ½ und 5 Jahren), vorbestehende Erkrankungen des Gehirns und familiäre Häufung (bei 30% wird von ähnlichen Ereignissen in der Familie berichtet) in Betracht. Die angeborene Schwelle für Krämpfe liegt bei diesen Kindern niedriger. Schon bei verhältnismäßig leichteren Belastungen werden verschiedene Stellen im Gehirn gereizt, die dann die Krämpfe auslösen.
Das Risiko eines Rückfalles ist am größten, wenn das Kind bereits erblich vorbelastet ist, häufig Fieber hat und beim ersten Fieberkrampf eine Körpertemperatur unter 39°C hatte.
In manchen Fällen bekommen Kinder Fieberkrämpfe nach der MMR-Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln. 10 Tage nach jener Impfung können die geschwächten Masern-Viren nämlich Fieber auslösen. Die Impfung verursacht aber weitaus weniger Fälle von Fieberkrämpfen als die Krankheit Masern selbst.
- Die Krampfanfälle beginnen damit, dass das Kind das Bewusstsein verliert. Kurz danach werden der Körper, die Arme und die Beine ganz steif.
- Der Kopf wird nach hinten gebogen, das Kind verdreht die Augen, hält womöglich den Atem an, die Lippen werden blau und das Kind fällt in eine kurze Bewusstlosigkeit. Arme und Beine oder Gesichtsmuskeln des Kindes zucken rhythmisch. Die Haut wird bleich und vielleicht sogar bläulich.
- Meistens hält so ein Fieberkrampf einige Minuten an. Anschließend erschlafft das Kind, erhält wieder seine normale Hautfarbe und erlangt das Bewusstsein langsam wieder.
- Einige Kinder wachen schnell auf, während andere lange Zeit danach träge und dösig sind.
- Ein Arztbesuch nach einem Fieberkrampf wird unbedingt empfohlen. Dauert ein Fieberkrampf länger oder tritt wiederholt auf, müssen sie einen Notarzt rufen.
- Auch wenn der Anfall selbst nur wenige Minuten dauert, haben die Anwesenden ein Gefühl, als würde eine Ewigkeit vergehen. Krampfanfälle bei Kindern sind immer ein unheimliches Erlebnis.
- Lockern Sie die Kleidung des Kindes
- Versuchen Sie nicht, die Zuckungen zu unterdrücken
- Unternehmen Sie nichts, solange das Kind krampft
- Nur wenn das Kind sich erbricht, dann müssen Sie es vorsichtig auf die Seite drehen, vielleicht mit dem Kopf nach unten, dadurch verhindern Sie, dass das Erbrochene in die Lungen des Kindes gelangt.
- Früher wurde ein Krampfstöckchen in den Mund des Kindes gelegt. Dadurch sollte verhindert werden, dass sich das Kind in die Zunge beißt. Da dies jedoch zu Schäden an Zähnen (z.B. einem Bruch) führen kann, was schlimmer als ein Biss in die Zunge oder Lippe ist, wird diese Maßnahme heute nicht mehr angewandt.
- Wenn die Krämpfe vorbei sind, dann wird das Kind in die stabile Seitenlage gebracht
- Wenn das Kind zum ersten Mal Fieberkrämpfe hat, sollte es in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Es ist sehr wichtig, dass die Ursache abgeklärt wird.
Es wird Ihnen geraten, etwas Diazepam im Hause zu haben. Wenn Ihr Kind wieder Fieberkrämpfe bekommt, dann können Sie dem Kind ein Zäpfchen mit Diazepam (Valium oder ähnliches) verabreichen
Diazepam hemmt die Krämpfe, die Wirkung von Diazepam tritt nach wenigen Minuten ein
Für jede Altersgruppe gibt es Zäpfchen (Rectiolen) mit der richtigen Dosis die für Ihr Kind vom Arzt verschrieben werden. Krampft das Kind nach 5 Minuten noch immer, können Sie ihm eventuell noch ein Zäpfchen verabreichen. Die höchste mögliche Menge sollte schon vorher mit Ihrem Arzt festgelegt werden. Im Zweifelsfall verständigen Sie sofort den Notarzt oder die Rettung. Hat Ihr Kind Fieber, ist es wichtig, das Kind abzukühlen. Dazu entkleiden Sie das Kind und lassen es nur mit einem dünnen Bettuch liegen. Möglicherweise können Sie die Fenster öffnen. Sie müssen jedoch auch darauf achten, dass es nicht zu kalt und nicht zugig wird.
Manche Ärzte empfehlen den Eltern auch, dem Kind sofort fiebersenkende Medizin zu geben. Das kann zum Beispiel Paracetamol sein. Es ist jedoch wichtig, dass Sie die empfohlene Menge einhalten und sich mit dem Arzt absprechen.
Man unterscheidet einfache von sogenannten komplizierten Fieberkrämpfen. Als kompliziert wird ein Fieberkrampf dann bezeichnet, wenn er bei jungen Säuglingen oder Schulkindern auftritt, eine Seitenbetonung hat, länger als zehn Minuten dauert und zu Lähmungen oder Sprachstörungen führt.
Obwohl Fieberkrämpfe beunruhigend wirken, führen sie nur selten zu bleibenden Schäden. Nur wenn die Krämpfe sehr lange dauern, das Kind zahlreiche, kurze Anfälle nacheinander hatte oder schon Epilepsie in der Familie bekannt ist, können unter Umständen Störungen in der Funktion des Gehirnes auftreten.
Wenn Ihr Kind Fieberkrämpfe gehabt hat, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen, wie sie beim nächsten Anfall handeln sollen.
Ungefähr 35% der Kinder werden nämlich rückfällig, wenn sie wieder Fieber bekommen. Nach und nach nimmt das Risiko jedoch ab. Wenn das Kind dann 3 bis 4 Jahre alt ist, hat es die Fieberkrämpfe meist hinter sich.
Fieberkrämpfe ähneln den Krämpfen, die bei der Epilepsie auftreten. Fieberkrämpfe haben jedoch nur äußerst selten etwas mit dieser Krankheit zu tun. Nur 1-3% der Kinder, die Fieberkrämpfe haben, bekommen zu einem späteren Zeitpunkt ein Krampfleiden (Epilepsie). Je komplizierter und je länger die Krampfanfälle dauern, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Fieberkrampfgeschehen in eine richtige Epilepsie übergehen kann.
Durch frühe Gabe von Fieberzäpfchen oder -saft – schon bei einer Temperatur von 38.5°C – kann versucht werden, hohes Fieber zu verhindern. Wenn es notwendig ist, kann dies auch mehrmals täglich erfolgen.
Wenn das Kind Fieberkrämpfe gehabt hat, wird der Arzt Ihnen ein Medikament empfehlen, das im Anfall in den Mund (Buccolam ®) oder manchmal auch rektal (Stesolid ®)verabreicht werden kann. Dabei handelt es sich um ein krampflösendes Mittel, das meist Diazepam enthält). Diese sollten aber nur im Anfall gegeben werden. Die prophylaktische Gabe (das Mittel wird zu einem Zeitpunkt gegeben wo das Kind krank ist, aber noch keinen Fieberkrampf hat) ist abzulehnen, da sich gezeigt hat, dass es damit zu keiner Anfallsverminderung gekommen ist.
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