Der Eichenprozessionsspinner
Seit Beginn der Neunzigerjahre findet sich der Eichenprozessionsspinner, ein Falter, häufig auch in den Randbezirken Wiens. Meist werden Bäume am Waldrand oder einzeln stehende Bäume befallen, daher gibt es eine gute Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit den Gifthaaren in Kontakt kommen; die Reaktionen treten vergleichsweise häufig auf.
Die Raupe des Eichenprozessionsspinners webt im Herbst kleine giftige, allergieauslösende Haare in ihr Nest ein, um sich vor Feinden zu schützen. Diese Nester befinden sich hauptsächlich an den Ästen und Stämmen von Eichen. Die Raupenhaare setzen das Nesselgift Thaumatopeitin frei, das einen stark juckenden Hautausschlag verursachen kann.
Diese Raupenhaare brechen leicht und werden bei günstiger Witterung durch Luftströmungen verbreitet. Sie besitzen eine lange Haltbarkeit und sammeln sich in der Umgebung der Bäume, besonders im Unterholz an.
Für den Menschen gefährlich sind die Haare des 3. Larvenstadiums (Mai bis Juli) des Eichen-Prozessionsspinners, aber auch während des Sommers geht im umliegenden Bereich von befallenen Eichen nach Schlüpfen der Falter von den zurückbleibenden Nestern weiterhin Gefahr durch die Haare aus, die noch bis ins nächste Jahr bestehen bleiben kann. Diese Brennhaare sind fast unsichtbar, können an der Kleidung haften und bei Berührungen stets neue Reaktionen auslösen.
Häufig betroffen sind Spaziergänger, Besucher von Freibädern, Kindergartengruppen und Personen, die sich berufsbedingt in den Wäldern, Parkanlagen und Gärten aufhalten. Ein direkter Kontakt mit der Raupe ist selten, Meist sind Kinder betroffen, die mit den Raupen spielen wollen. Die wichtigste Übertragungsart ist die Verbreitung von Gifthaaren mit dem Wind.
Die meisten Reaktionen, die durch die Gifthärchen von Eichenprozessionsspinnern hervorgerufen werden, sind zwar unangenehm aber harmlos.
Unmittelbar nach dem Kontakt entwickelt sich ein starker Juckreiz, dem ein Hautausschlag folgt. Diese Hautreaktionen können wir ein Nesselausschlag aussehen und Quaddeln bilden (Kontakt-Urtikaria), aber auch eine irritative Hautentzündung verursachen. Oft sieht man kleine Knötchen, die an Insektenstichreaktionen erinnern. Diese Hautreaktionen verschwinden unbehandelt nach ein bis zwei Wochen. Meist sind nahezu alle Hautbereiche betroffen, die nicht mit Kleidung bedeckt waren. Beim Einatmen der Härchen können sich, besonders bei vorbelasteten Personen, Anfälle von Husten bis hin zur Atemnot entwickeln. Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut können zu Bronchitis, Husten oder Asthma führen.
Selten können Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung auftreten; in Einzelfällen neigen überempfindliche Personen zu allergischen Reaktionen.
Tritt eine Reaktion auf, wird eine Behandlung mit entsprechenden Salben, die Antihistaminika oder auch Kortison enthalten, durchgeführt. Manchmal sind auch Säfte oder Tabletten mit Antihistaminika (ein Medikament, das die allergische Reaktion durchbrechen kann), empfehlenswert.
Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut, die zu Bronchitis oder Husten führen, werden mit hustendämpfenden Säften oder selten auch mit Kortisonsprays behandelt.
Man sollte bekannte Befallsgebiete meiden und offene Hautbereiche durch Kleidung schützen; Raupen und Nester soll man nicht berühren. Beim Baden im Freien sollte man nicht unter Eichen lagern. Das Forstamt gibt Auskunft über die aktuelle Verbreitung. An windigen Tagen ist das Risiko besonders hoch, da die Gifthärchen mit dem Wind vertragen werden. Wege, die an befallenen Bäumen vorbeiführen, können gesperrt werden. Kinder sollten nicht auf Eichen klettern und die herabgefallenen Raupen nicht berühren.
Ist ein Kontakt erfolgt, empfiehlt sich ein rascher Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarwäsche. Das Nest selbst kann von Fachleuten mit Insektiziden bekämpft werden.
Copyright Information