Augenerkrankungen

Es gibt im Kindesalter unterschiedliche Erkrankungen, welche das Auge betreffen können.

Die Bindehautentzündung oder Conjunktivitis gehört zu den Infektionskrankheiten des Auges. Ursache sind meist Viren oder Bakterien, aber auch nicht infektiöse Entzündungen nach verschiedenen Reizen wie z.B. starkes Sonnenlicht, Rauch oder Chlorwasser sind möglich. Auch ein Fremdkörper oder Allergien können zur Entzündung führen. Besonders Säuglinge können häufig eine Bindehautentzündung haben, da der Tränenweg oft noch nicht durchgängig ist.

Symptome
Die Bindehautentzündung beginnt meist mit Juckreiz und tränenden Augen; die Augen sind glasig gerötet und können eitriges Sekret aufweisen.

Therapie
Wenn die Augen verklebt sind, kann man mit Augentrosttee oder mit Kochsalzlösung spülen. Oft sind antibiotische Augentropfen hilfreich. Eine infektiöse Bindehautentzündung ist ansteckend, die Kinder sollten einige Tage nicht in den Kindergarten bzw. in die Schule gehen.

Das Gerstenkorn ist eine Entzündung der Talgdrüsen am Augenlid. In den meisten Fällen sind Bakterien (Staphylokokken) die Ursache. Zunächst findet sich eine rötliche Schwellung am Augenlid, Lichtempfindlichkeit oder ein Fremdkörpergefühl können dazukommen. Nach einigen Tagen entsteht ein gelblicher Eiterherd. Eine antibiotische Salbe ist oft ausreichend: sollte die Entzündung trotzdem nicht abheilen, kann der Augenarzt das Gerstenkorn durch eine kleine Operation eröffnen, damit der Eiter abfließen kann.

Eine Lidrandentzündung ist eine Infektion der Augenlider und wird meist durch Bakterien ausgelöst. Das Augenlid ist gerötet, schmerzt und kann anschwellen, die Augenlider können durch gelbliches Sekret verkleben. Man kann die Augen mit einem in Augentrosttee getränkten Wattebausch reinigen und eine entzündungshemmende oder antibiotische Salbe verwenden.

Entscheidend für die Prognose Fehlsichtigkeit ist die rechtzeitige Diagnose und die gezielte Behandlung. Beobachten Sie Ihr Kind, ob es beim Gehen oder Laufen Unsicherheiten gibt. Wenn Sie den Verdacht auf Fehlsichtigkeit haben, sollte eine augenärztliche Untersuchung und Behandlung vorgenommen werden.

Frühzeichen einer Sehschwäche
Frühe Anzeichen können sein:

  • Kein Parallelstand der Augen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Augentränen
  • Zukneifen eines Auges
  • Verstimmung, Kopfschmerzen
  • chronische Augenentzündung
  • schiefe Kopfhaltung
  • ungeschickte Bewegungen

Eine einseitige Sehschwäche ohne Schielen kann man bei kleinen Kindern sehr schwer erkennen. Im Rahmen der Mutterkindpassuntersuchungen können Sehfehler festgestellt werden. Es ist also anzuraten, die empfohlenen Mutterkindpasstermine wahrzunehmen!

Schielen kommt bei etwa 5 Prozent aller Kinder vor, eine familiäre Neigung ist häufig. Schielen im Kindesalter kann aber unter Umständen eine ernsthafte Sehbehinderung darstellen. Schielen ist in den ersten 6 Lebensmonaten nicht ungewöhnlich, danach sollte allerdings eine Untersuchung erfolgen um echtes Schielen so früh wie möglich erkennen zu können, da die Entwicklung des räumlichen Sehens sonst beeinträchtigt werden kann.

Schielen im Kindesalter
Eine angeborene oder in der Kindheit auftretende manifeste Schielstellung kann auch das erste Symptom einer einseitigen Sehminderung durch eine organische Augenveränderung wie zum Beispiel grauer Star, Narben an der Netzhaut oder in sehr seltenen Fällen auch Tumore des Augenhintergrundes sein. Jede konstante und früh auftretende Schielstellung muss daher gründlich abgeklärt werden. Durch die Frühbehandlung der begleitenden Amblyopie (Sehschwäche) lassen sich gute funktionelle Ergebnisse erzielen. Jede manifeste Schielstellung beim Kind muss bezüglich organischer Ursachen abgeklärt werden. Bei manchen Schielformen im Kindesalter kommen noch andere funktionelle Probleme dazu wie zum Beispiel Kopfzwangshaltungen, die häufig nicht auf die zugrunde liegende Schielform zurückgeführt und damit inadäquat behandelt werden (z.B. orthopädische Maßnahmen). Die funktionellen Folgen des frühkindlichen Schielens können nur bei frühem Therapiebeginn erfolgreich behandelt werden. Dies gilt insbesondere für die Amblyopie, bei der eine Frühbehandlung in der Regel zur Vollheilung führt. Voraussetzung dafür ist die Früherkennung, bei der der Kinderarzt eine wichtige Rolle spielt.

Durch die Erfassung von Risikokindern und gezielte Untersuchungen im Rahmen des Mutterkindpasses kann ein wichtiger Beitrag zur Früherkennung des Schielens und seiner funktionellen Folgen geleistet werden.

Neben dem manifesten Schielen haben auch manche latente Schielstellungen Krankheitswert. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung haben eine latente Schielstellung (Heterophobie), von denen aber nur zirka 10-15 Prozent Beschwerden zum Beispiel im Sinne von belastungsabhängigen Kopfschmerzen haben. Nur bei diesen Beschwerden ist eine Behandlung mit einer speziellen Brille (Prismenbrille) nützlich und sinnvoll. Gerade bei Kindern ist daher vor der Therapie eine gründliche Diagnostik wichtig zum Nachweis, dass ein vorliegendes Schielen auch tatsächlich für die Beschwerden verantwortlich ist.

Das Sehvermögen von Babys
Babys können schon kurz nach der Geburt sehen, allerdings undeutlich. In den ersten Lebenswochen kann ein Kind die Bewegung der Augen noch nicht richtig koordinieren, Schielen ist bis zum 6. Monat häufig, wenn aber ein Auge ständig von der Richtung des anderen abweicht, muss eine Untersuchung veranlasst werden.

Schielen und Sehvermögen
Zur Raumwahrnehmung müssen beide Augen in dieselbe Richtung sehen können. In jedem Auge entsteht dabei jeweils ein Bild, das sich geringfügig von dem anderen unterscheidet und so einen dreidimensionalen Seheindruck ermöglicht. Beim Schielen wird der Unterschied zwischen den beiden Bildern durch die Fehlstellung zu groß, sodass Doppelbilder entstehen. Es kommen in beiden Augen unterschiedliche Bilder an, sodass das Gehirn sie nicht zu einem räumlichen Bild verschmelzen kann. Das kann dazu führen, dass die Signale eines Auges unterdrückt werden. Daraus kann sich unbehandelt bis zum sechsten Lebensjahr eine hochgradige einseitige Schwachsichtigkeit (Amblyopie) entwickeln, die ab dem achten Lebensjahr nicht mehr behebbar ist. Entsteht der Strabismus erst nach dieser sensiblen Phase beispielsweise durch eine Augenmuskellähmung entwickelt sich keine Amblyopie mehr. Amblyopie nennt man die Sehschwäche eines organisch sonst gesunden Auges. Ohne Behandlung entwickeln nahezu 90% aller Schielkinder eine einseitige Amblyopie, die Kinder können nicht mehr lernen, dreidimensional zu sehen.

Einteilung

  • Einseitiges Schielen (monolateral): Es schielt immer dasselbe Auge, weil es eine schlechtere Sehschärfe besitzt.
  • Wechselseitiges ("alternierendes") Schielen: Beide Augen sind gleichermaßen betroffen.
  • Es gibt Einwärtsschielen (Strabismus convergens), Auswärtsschielen (Strabismus divergens), aber auch nach oben oder unten (Höhenschielen) oder durch Verdrehung um die Sehachse (Verrollungsschielen). Auch Kombinationen sind möglich.
  • Ist eine Fehlstellung ständig zu beobachten, spricht man vom manifesten Schielen.
  • Mikroschielen ist einseitig nach innen gerichtet und so geringfügig, dass die Eltern es üblicherweise nicht erkennen können.
  • Das latente Schielen (Heterophorie) besteht nur zeitweise. Latentes Schielen kann etwa im Schulalter Kopfschmerzen auslösen; hierbei handelt es sich um eine Koordinationsstörung der Augenmuskeln.
  • Das Lähmungsschielen kann in jedem Lebensalter auftreten wenn sich linkes und rechtes Auge unterschiedlich bewegen. Die Betroffenen sehen Doppelbilder, weshalb sie meist eine Kopfzwangshaltung einnehmen, in der sie noch räumlich sehen können. Die Lähmungsursache kann in den Augenmuskeln, den Sehnerven oder in Gehirnabschnitten liegen.

Ursachen
Schielen kann viele Ursachen haben, eine familiäre Häufung spielt sicherlich eine Rolle. Weitsichtige Kinder neigen eher zum Einwärtsschielen, das man ab dem zweiten Lebensjahr bemerken kann. Weichen die Sehstärken links und rechts stark ab (Anisometropie) kann sich ebenfalls ein Schielwinkel entwickeln. Bei der Fusionsschwäche kann das Gehirn die Bilder des linken und rechten Auges nicht koordinieren, ein Auge gerät in Schielposition.
Wenn ein Auge schlechter sieht als das andere, kann ebenfalls ein Schielen entstehen, hier wären mögliche Ursachen beispielsweise Hornhautnarben oder Linsentrübungen. Auch im Rahmen einer anderen Grunderkrankung kann es zum Schielen kommen.

Therapie
Zunächst wird die Ursache des Schielens festgestellt. Einwärtsschielen wird häufig durch nichtkorrigierte Fehlsichtigkeit verursacht, die entsprechend durch Brillen korrigiert werden muss. Bei einseitiger Sehschwäche (z.B. bei Linsentrübung) muss entsprechend die Grunderkrankung behandelt werden. Zur Verhinderung oder auch Beseitigung der Amblyopie dient die Abdeckungsbehandlung, bei der das nichtschielende bzw. schielende Auge nach Anweisung des Augenarztes in einem bestimmten Wechselrhythmus abgedeckt wird. Der Seitenwechsel verhindert eine Sehschwäche des nichtschielenden Auges. Das Gehirn wird gezwungen, das schwache Auge zu nutzen und zu trainieren. Diese Okklusionsbehandlung kann Jahre dauern, bis sich die Sehschärfe des schwächeren Auges ausreichend verbessert hat. Tritt das Begleitschielen erst nach dem sechsten Lebensjahr auf, entfällt die Okklusionsbehandlung.

Auch Augentropfen können verordnet werden, die nach festgelegtem Zeitplan gegeben werden. Dadurch wird die Pupille des besseren Auges erweitert, damit das Kind überwiegend das schielende Auge benutzt und dieses so "trainiert".

Wenn die Therapie mit Brille, Abdecken oder Augentropfen nicht zur Besserung der Sehschärfe führt, kann eine vom Augenarzt verordnete Schulungsbehandlung weiterhelfen. Unter Umständen lässt sich der Schielwinkel auch mit einer Prismenbrille ausgleichen.


Die Operation
Auch eine Operation des Schielens kann notwendig werden und ist manchmal auch Voraussetzung für alle weiteren Maßnahmen. In der Regel wird die Operation erst dann durchgeführt, wenn das Kind die Brille verlässlich trägt, mit beiden Augen annähernd gleich gut sieht und sich ausreichend untersuchen lässt. Die Operation beseitigt keine Sehschwäche und macht daher eine Brille nicht überflüssig. Schieloperationen sind sehr risikoarm und haben gute Erfolgsaussichten.

Schielen im Kindesalter kann gefährlich sein - lassen Sie Ihr Kind bei Verdacht augenärztlich untersuchen, spätestens zur Mutterkindpassuntersuchung im zweiten Lebensjahr.

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